Produzentengalerie

Yesim Akdeniz Graf

08 Sep - 27 Oct 2007

YESIM AKDENIZ GRAF
"Sterblichkeit hat ihren Preis"

Yesim Akdeniz Grafs Arbeiten sind tief farbig aber keinesfalls bunt. In ihnen schieben sich Farben, Personen, Architekturen, Objekte und Landschaften wie beiläufig in den Vordergrund. Dort angekommen entwickeln sie eine beeindruckende Präsenz. Akdeniz Grafs gegenständliche Malerei aus Acryl- und Ölfarbe, aus Ölpastellen und Pappkartonagen konstruieren jedes Bild als eine exemplarische Studie.

In ihrer Ausstellung „Sterblichkeit hat ihren Preis“ in der Produzentengalerie Hamburg wird der Studiencharakter ihrer Werke gerade im Zusammenspiel deutlich. Die Serie von Männerportraits suchen eher nach dem Blick der Gemalten, als nach einer Erfüllung des klassischen Genres der Portraitmalerei. Und auch die beiden grossformatigen Arbeiten, in denen je eine Frauenfigur die Szenerie beherrscht, spüren Tiefe nur in ihrem theaterähnlichen Bühnenaufbau auf. Es werden aus Pappkartonagen Rahmen und Vorhänge konstruiert, die zunächst wie Hilfskonstruktionen erscheinen. Doch sie lassen durch ihre spröde Bemalung, die oft noch Gebrauchsspuren durchscheinen lässt, nicht nur den Blick auf das Bild selbst deutlich werden, sondern individualisieren es gleichzeitig. Die Materialität der Bearbeitung verwandelt die Malereien in Objekte, deren Einzelelemente einen gemeinsamen Sinn teilen, der nie gefestigt, sondern immer prekär erscheint.

Das Verhältnis der sozial definierten Geschlechterbilder, ihrer Rollenklischees und Ausbruchmöglichkeiten wird in „Sterblichkeit hat ihren Preis“ von unterschiedlichen Seiten beleuchtet. Männerportraits werden als Fallstudien gruppiert, die scherenschnittartige Rückenansicht zweier Frauen bewegt sich auf einen Eifelturm zu, der in einer vielfarbig purpurnen Abenddämmerung glänzt. Eine Frauenfigur in Dessous räkelt sich lasziv aber unkörperlich fahl gezeichnet vor einer Skulptur, deren Körper gleichmassen ornamental wie die Frauenfigur erscheint und in einem verlassenen Raum stehen sich zwei Stühle einander gegenüber, die wie eine köperliche Vertretungen der Männer- und Frauenrollen wirken.

Die Themen sind klar gesteckt: Stadtbilder, Seebilder, touristische Landmarken, postmoderne Architekturen und Designobjekte schaffen Räume in denen Männer und Frauen gemeinsam verloren erscheinen. Subjekte und Objekte wirken gleichermassen sehnsüchtig wie richtungslos, und doch wirkt es, wie in der ovalen Arbeit die die Ausstellung eröffnet, einem Ölpastell auf dem ein Schiff sich im Sturm verfängt, als sei nie ganz klar ob nicht doch eine Hoffnung aus diesen lose gruppierten Szenerien spricht, die sich nicht am Fortschritt aufhält, sondern vielmehr an einer Kunst die als Stimulanz wirkt. Als Erzählung vom Vorpreschen und Zurückschrecken des Fantastischen im Alltag.

„Sterblichkeit hat ihren Preis“ präsentiert einen haptischen Szenenverlauf im Medium der Malerei. Ihr Umgang mit Farben und Materialien, der sich mit den Architekturen, Designobjekten, Gesellschaftsbildern und Hoffnungen der Nachmoderne auseinandersetzt, macht Yesim Akdeniz Graf zu einer Künstlerin, deren Arbeiten eine grosse visuelle Prägnanz haben und sich trotzdem nicht im Stil verlieren. Sie fächern in melancholisch schönen Standbildern individuelle Gesellschaftsausblicke auf.
 

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