Linn Lühn

Jean Cocteau

09 Nov - 20 Dec 2013

Installation view
Photo: Anne Pöhlmann
JEAN COCTEAU
9 November – 20 December 2013

Wir freuen uns sehr, die erste Ausstellung mit Zeichnungen von Jean Cocteau (1889 – 1963) zu präsentieren.

Cocteau, der vor 50 Jahren im Alter von 74 Jahren starb, war Dichter, Filmregisseur, Zeichner, Komponist, Illustrator und Bildhauer. Die einen nennen ihn ein Genie, die anderen einen Dilettanten, er gehörte jedoch ohne Zweifel zu einer der wichtigsten Persönlichkeiten seiner Zeit.

Schon als Siebzehnjähriger hatte der Anwaltssohn aus dem kleinen Maisons-Lafitte bei Paris erste Gedichte veröffentlicht. 1908 veröffentlicht Jean Cocteau mit Lamp d'Aladin seinen ersten Gedichtband. Nur wenige Jahre später schrieb er das Libretto für das kubistische Ballett Parade. Die Musik dazu komponierte Erik Satie, Bühnenbild und Kostüme schuf Pablo Picasso. Die Choreographie war von Léonide Massine und die Tänzer gehörten zur weltberühmten Truppe der Ballets Russes. 1926 wird Cocteau, der sich von Anfang an auch als Zeichner betätigt hatte, durch einige von ihm selbst illustrierte Gedichte bekannt.
Anfang der 1930er Jahre drehte Cocteau seinen Debütfilm Das Blut des Dichters, viele weitere sollten folgen.

Trotz der Verschiedenartigkeit seiner Interessen und Talente blieb Cocteau im Innersten wohl doch immer ein Poet, der – ob nun mit Worten, Klängen, Gesten oder Bleistift – Bilder schuf, die voller Träume, wahnhafter Vorstellungen und spontaner Assoziationen sind und die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit, zwischen Leben und Tod auszuloten versuchten. Er orientierte sich an verschiedenen Kunstrichtungen und fand in den 20er Jahren seinen Stil, der ihn von neuromantischen Anfängen über futuristische und dadaistische Versuche zum Surrealismus führte.
Nicht nur was sein Kunstschaffen betraf, war Cocteau ein Grenzgänger. Auch in seiner Beziehung zum Leben und zu anderen Menschen alternierte er mit Vorliebe zwischen diesseitigen und jenseitigen Erfahrungen, zwischen männlichem und weiblichem Geschlecht und liebte das ausschweifende Leben.

Wir zeigen eine Auswahl seiner Zeichnungen aus den 50er und 60er Jahren, gesammelt von seinem Drucker Fernand Mourlot in Paris.
Dazu zeigen wir eines der interessantesten und eindrücklichsten Werke Cocteaus, das Buch Le mystère de Jean l ́oiseleur, welches 1924 in einer kleinen Auflage erschienen ist, in seiner kreativsten surrealistischen Phase.
Grundlage dieses Werkes sind 31 teilweise farbige Selbstporträts, die er vor einem Spiegel im Opiumrausch - Cocteau war viele Jahre schwer drogenabhängig - zeichnete und mit handschriftlichen Texten versah.

Im Rahmen der Ausstellung zeigen wir am 20. November 2013 um 20 Uhr in Zusammenarbeit mit der Filmwerkstatt Düsseldorf den Film The Human Voice. Der Einakter von Cocteau wurde 1930 als La voix humaine an der Comédie Française in Paris uraufgeführt.
1967 verfilmte Ted Kotcheff das Stück als Fernsehspiel mit Ingrid Bergman in der beeindruckenden Hauptrolle.
Das Stück ist ein Monolog am Telefon, das Abschiedsgespräch einer Frau mit ihrem Geliebten, der sie verlassen hat, um eine andere zu heiraten.

"Es gibt nichts, das mehr Orakel sein könnte als das Telefon. Es ist eine Stimme, die für sich allein in die Häuser kommt. Auch das Filmwerk ist orakelhaft, aber das Telefon ist es seinem ganzen Stil nach."

Jean Cocteau in einer Unterhaltung mit André Fraigneau
 

Tags: Jean Cocteau, Pablo Picasso