Künstlerhaus Stuttgart

Oscar Tuazon

12 Dec 2009 - 07 Feb 2010

Oscar Tuazon, Gernot Minke Archive, Forschungslabor für Experimentelles Bauen, Universität Kassel, 2004
OSCAR TUAZON
Against Nature
12. Dezember 2009 - 7. Februar 2010

Oscar Tuazon arbeitet seit einigen Jahren an skulpturalen Werken, die deutliche Bezüge zur Formensprache der Architektur aufweisen. Hatten frühere Arbeiten dabei eine Nähe zu funktionalen Aspekten der Architektur, so konzentriert sich Oscar Tuazon inzwischen zunehmend auf die Materialität der eingesetzten Werkstoffe. Baumaterialien wie Beton, einfaches Bauholz, Glas und Metall werden von ihm häufig entgegen ihres eigentlichen Zweckes verwendet und entwickeln so neue ästhetische Qualitäten. Eine wichtige Referenz für Oscar Tuazon ist dabei Architektur, die von ihren Nutzern selbst entwickelt oder ausgeführt wurde. Er ist fasziniert vom Erfindungsreichtum spontaner Siedlungen und vom improvisierten Gebrauch unterschiedlichster Materialien, mit denen sich Menschen in Räumen einrichten.

Für die Ausstellung “Against Nature” im Künstlerhaus Stuttgart realisierte Oscar Tuazon eine Reihe von neuen Arbeiten, die an die Forschungen des legendären Instituts für Leichte Flächentragwerke (IL) an der Universität Stuttgart und des Forschungslabors für Experimentelles Bauen in Kassel anknüpfen. Das Institut für Leichte Flächentragwerke wurde von Frei Otto 1964 gegründet und entwickelte im Austausch mit Biologen, Medizinern und Paläontologen experimentelle Konstruktionen, die auf pneumatischen und biologischen Konstruktionsprinzipien basieren. Das bekannteste Gebäude Ottos ist die zwischen 1968 und 1972 realisierte Überdachung des Olympiageländes in München. Das Kassler Institut wird bis heute von Frei Ottos ehemaligem Mitarbeiter Gernot Minke betrieben.

Oscar Tuazon greift in seiner Installation nicht nur auf die formellen Eigenschaften der architektonischen Forschungen zurück, im Zentrum seines Interesses steht vielmehr die Radikalität des in die Architekturvisionen eingeschriebenen Lebensentwurfs, etwa nomadischer oder völlig isolierter Lebensweisen. Mit leichten Stahlkonstruktionen, rohem Beton, Plastikplanen und Reifen gliedert Oscar Tuazon den Ausstellungsraum und übersetzt die Fähigkeit von Architektur, Stimmungen zu erzeugen, in den Ausstellungsraum. In die Installation sind weitere Arbeiten integriert, die wie Modelle funktionieren und so die räumliche Inszenierung zwischen tatsächlicher und bildhafter Architektur oszillieren lassen. Der Titel der Ausstellung geht auf die englische Übersetzung von Joris-Karl Huysmans Roman “Gegen den Strich” (1884) zurück, der das Leben eines jungen Ästheten beschreibt, der schließlich völlig zurückgezogen in einer ganz und gar künstlichen Welt lebt.

Oscar Tuazon (*1975) lebt und arbeitet in Paris. Er hat in den letzten Jahren an zahlreichen internationalen Austellungen teilgenommen. Zu seinen letzten Ausstellungen zählen Einzelpräsentationen im Centre international d’art et du paysage, Ile de Vassiviere, Galerie Balice Hertling Paris, in der David Roberts Foundation London, Standard Oslo (alle 2009), bei Michele Maccarone New York, dem Seattle Art Museum (2009) und im Palais de Tokyo Paris (2007). Im nächsten Jahr zeigt er eine Einzelausstellung in der Kunsthalle Bern. Zusätzlich zu seiner eigenen künstlerischen Tätigkeit ist Oscar Tuazon Mitbetreiber der Galerie “Castillo/Corrales” in Paris sowie von “Section 7 Books”, einem Buchladen, der gleichzeitig als Ort des Austausches zwischen KünstlerInnen in Paris dient. “Against Nature” ist Oscar Tuazons erste Einzelausstellung in Deutschland.

Die Ausstellung von Oscar Tuazon wird vom Institut Français und CULTURESFRANCE unterstützt.
 

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