Kadel Willborn

Skafte Kuhn

11 Apr - 15 May 2010

© Skafte Kuhn
dunkel dort – nichts weiter mehr, 2010, etching black/colour, graphit and silver leaf on paper, 49 x 69 cm, (73 x 103 ,5 cm framed), unique
SKAFTE KUHN
"...und lautlos schloss das Wasser sich."

11.04.2010 - 15.05.2010

Die Auseinandersetzung mit Texten aus Musik und Literatur sind der Ausgangspunkt von Skafte Kuhns komplexen Rauminstallationen. Dabei interessieren Ihn Zusammenhänge und Bezüge zwischen Musikern und Schriftstellern unterschiedlicher Epochen, die obwohl zeitlich weit voneinander entfernt, ähnliche Sehnsüchte, Stimmungen oder Situationen beschreiben.
Texte wie die des Dichters John Milton (1608 - 1674), des Schriftstellers William Shakespeare (1564 - 1616) oder des Lyrikers Rainer Maria Rilke (1875 - 1926) waren Bezugspunkte früherer Werkkomplexe und wurden von Skafte Kuhns installativen Settings und Künstlerbüchern in Beziehung zu Songtexten von Bands wie Joy Division, The Meteors oder Anne Clark gesetzt. Gemeinsame inhaltliche Motive dieser Quellen sind immer wieder die Fragilität
und Vergänglichkeit des Augenblicks, die Sehnsucht Zeit festzuhalten, vergleichbar dem „Frozen Frame“ im Film und das Begreifen labyrinthischer Windungen der menschlichen Psyche – insbesondere der düsteren Seite.
Der Anfang der aktuellen Ausstellung „... und lautlos schloss das Wasser sich“ geht auf das erste Album „Tales of Mystery and Imagination“ von The Alan Parson Project aus dem Jahr 1976 zurück. Als „Konzeptalbum“ bezeichnet, handelt es sich um eine Sammlung von sieben vertonten Kurzgeschichten und Gedichten von Edgar Allan Poe (1809 - 1849). Gegründet von Alan Parson und Eric Woolfson, wurde die Band der Musikrichtung Artrock, bzw. Progressive Rock zugeordnet. Zu dem Projekt wurden zahlreiche Gastmusiker wie John Miles, bekannt geworden mit dem Song „Music“ oder die Band Pilot
verpflichtet. Stilistisch ist das Album „Tales of Mystery and Imagination“ von rockigen bis hin zu elektronischen Klängen in Verbindung mit großen sinfonischen Arrangements geprägt. Diese Form einer schon fast „sphärischen“ Vertonung konstruierte eine Tonwelt, die den Hörer auf akustischer Ebene emotional einbindet, zusätzlich der 100 Jahre vorher erdachten mysteriösen und dunklen Erzählwelt von Edgar Allan Poe.
Den sieben Kurzgeschichten und Gedichten entsprechen die siebenteilige Skulptur im Zentrum des Ausstellungsraumes und die sieben Papierarbeiten. Skafte Kuhns Werkkomplex"... und lautlos schloss das Wasser sich", abstrahiert jedoch die literarischen und musikalischen Ursprünge in eine raumgreifende Installation, die gleichzeitig zum theatralischen Setting möglicher Erzähl- und Handlungsvarianten wird. Spiralförmig hängen die sieben kristallinen Tropfenformen von der Decke in den Ausstellungsraum auf unterschiedlicher Höhe. Fragmente von Sprache tauchen gestickt auf der Stoffoberfläche auf. Es handelt sich um Zitate von E. A . Poes sieben Kurzgeschichten und Gedichten.
Die sieben Fragmente bilden untereinander wieder neue Bedeutungen und formieren sich als narrativer Subtext der skulpturalen Szenerie zu einer neuen, offenen Handlung: ...und gleiten in die Flut gemach1 / dunkel dort – nichts weiter mehr 2 / es ward lauter – lauter immer lauter 3 / und es verstummte, der da schrie4 / sich nahezu im dunklen Wald verlor 5 / und lautlos schloss das Wasser sich6 / wo die wilde Unrast sich verlor 7 . Die sieben mittelformatigen Papierarbeiten zeigen die vermeintlichen
Protagonisten dieser optionalen Erzählungen und beziehen sich jeweils auf E. A . Poes sieben Kurzgeschichten und Gedichte. Auskunft darüber geben allerdings ausschliesslich die als Titel agierenden Zitate aus den einzelnen Kurzgeschichten, so dass die
Mensch- und Tiergestalten zu Repräsentanten der zeitlichen und räumlichen Flüchtigkeit scheinbar fest gesetzter Situationen werden.

1 aus: Ein Traum im Traum
2 aus: Der Rabe
3 aus: Das verräterische Herz
4 aus: Das Fass Amantillado
5 aus: Die Methode des Dr. Theere und des Prof. Fedderen
6 aus: Der Untergang des Hause Usher
7 aus: An eine im Paradise
 

Tags: Rainer Fetting