Grazer Kunstverein

Gitte Villesen

30 Jun - 25 Aug 2012

© Gitte Villesen
"I had no other choice (...)", 2012 (Videostill)
GITTE VILLESEN
I had no other choice than to jump from one pile to the other, as there was nothing in between
30.06. - 25.08.2012

Die dokumentarischen Videoarbeiten und Installationen der dänischen Künstlerin Gitte Villesen (*1965) können im weitesten Sinne als Portraits verstanden werden: Sie erkunden die Form, in der Einzelne oder auch soziale Gruppen ihrem Leben im Rahmen ihrer kulturellen Möglichkeiten Gestalt verleihen. Ihre Protagonisten erscheinen jedoch weder als heroische Subjekte noch als Opfer der Umstände. Vielmehr macht Villesen deutlich, wie sich Subjekte und Identitäten in einer alltäglichen Mikropolitik der Gesten, Gewohnheiten und Rituale im Spannungsverhältnis zwischen Norm und Abweichung konstituieren. Zugleich vermeidet sie mit großer Umsicht soziale Verallgemeinerungen, indem sie die Praxis des Dokumentierens selbst als Austausch und Begegnung situiert – als eine spezifische Form der sozialen Interaktion, in der nicht zuletzt auch die Formen der Repräsentation zum Gegenstand der Verhandlung werden.
Neben einer neuen, in Kooperation mit dem Dänischen Nationalmuseum in Kopenhagen produzierten Videoarbeit, wird sich Gitte Villesens Ausstellung im Grazer Kunstverein auf ihre jüngeren Arbeiten konzentrieren, für die sie seit 2008 mehrfach nach Gambia gereist ist. Ausgangspunkt dieser Arbeiten ist die Begegnung mit dem gambischen Musiker Amadou Sarr, mit dem Villesen eine Kooperation eingeht, innerhalb derer Sarr sie durch das soziale Gefüge seiner Kultur wie auch die magischen Praktiken des Juju führt. Im Verlauf ihrer Projekte weitet Villesen die Kooperation aus, indem sie beispielsweise Gespräche mit den drei mit Sarr verwandten Frauen Yenden Joff, Mariama Corr und Mariama Senghor aufzeichnet oder etwa Mariama Senghor bittet, die Vorhänge ihrer Installationen zu gestalten. Insgesamt folgen Villesens Arbeiten einer Ethik des Dokumentierens, die sich prägnant mit den Worten der Schriftstellerin Ursula LeGuin beschreiben lässt: ‚The story is not all mine, nor told by me alone.’
 

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